Hast du dich schon einmal gefühlt, als wärst du ständig in einem wiederkehrenden Kreislauf gefangen? Zum Beispiel, egal wie sehr du dich bemühst, deine Beziehungen scheitern irgendwie, oder du denkst am Ende immer: „Ich bin nicht gut genug“?
Vielleicht ist es dir schon einmal passiert, dass du dich trotz all deiner Erfolge immer noch ungenügend fühlst oder ständig nach Bestätigung von anderen suchst.
Diese Gefühle sind vielen von uns vertraut, denn hinter ihnen steckt etwas, das man ein „Schema“ nennt.
Was ist ein Schema?
Ein Schema ist wie eine unsichtbare Brille, die wir seit unserer Kindheit tragen. Diese Brille beeinflusst, wie wir die Welt, andere Menschen und sogar uns selbst sehen aus einer ganz bestimmten Perspektive. Manchmal sind wir so sehr an diese Brille gewöhnt, dass wir gar nicht merken, dass wir durch sie auf die Welt schauen.
Schemata sind tief verwurzelte Überzeugungen, die aus Kindheitserfahrungen und frühen Beziehungen entstehen und heute wie ein Muster unser Verhalten und unsere Gefühle steuern.
Arten von Schemata
- Verlassenheit / Instabilität: Eine ständige Angst, allein gelassen oder verlassen zu werden.
- Misstrauen / Missbrauch: Die Überzeugung, dass andere einem schaden oder einen ausnutzen wollen.
- Emotionale Entbehrung: Das Gefühl, dass niemand deine emotionalen Bedürfnisse erfüllen kann.
- Mangel / Scham: Der Glaube, wertlos zu sein oder „Ich bin nicht genug“.
- Soziale Isolation / Entfremdung: Das Gefühl, anders zu sein oder nicht dazuzugehören.
- Abhängigkeit / Unzulänglichkeit: Der Gedanke, dass man das Leben ohne die Hilfe anderer nicht bewältigen kann.
- Verwundbarkeit gegenüber Schaden oder Krankheit: Eine übermäbige Angst, dass jederzeit etwas Schlimmes passieren könnte.
- Unzureichende Selbstentwicklung / Unreife Selbstverwandlung: Die Unfähigkeit, sich von den Eltern zu lösen und eine eigenständige Identität aufzubauen.
- Versagen: Die Überzeugung, dass man immer scheitert oder weniger wert ist als andere.
- Anspruch / Grandiosität: Die Vorstellung, dass Regeln für dich nicht gelten und du immer besondere Privilegien haben solltest.
- Unzureichende Selbstkontrolle / Selbstdisziplin: Die Schwierigkeit, Emotionen, Impulse oder Wünsche zu regulieren oder aufzuschieben.
- Unterwerfung: Du stellst die Wünsche und Bedürfnisse anderer ständig über deine eigenen.
- Übertriebene Selbstaufopferung: Du bevorzugst die Bedürfnisse anderer dauerhaft auch wenn es dir selbst schadet.
- Bestätigungsstreben / Aufmerksamkeitssuche: Eine starke Abhängigkeit von der Meinung und Bewertung anderer.
- Negativität / Pessimismus: Ein dauerhafter Fokus auf die negativen Seiten des Lebens und die Erwartung des schlimmsten Ausgangs.
- Emotionale Hemmung: Das Zurückhalten von Gefühlen und Emotionen aus Angst vor Ablehnung oder Kritik.
- Strenge Mabstäbe / Übermäbige Kritik: Ein ständiges Streben nach Perfektion und dem Besten ohne je zufrieden zu sein.
- Bestrafung: Übermäbige Härte und Sanktionierung gegenüber dir selbst oder anderen bei Fehlern.
Wie entstehen Schemata in uns?
Schemata sind tief verwurzelte Überzeugungen, die aus Kindheitserfahrungen und frühen Beziehungen entstehen. Als Kinder entwickelt unser Gehirn Muster, um die Welt zu verstehen und sich zu schützen. Wenn das Umfeld instabil, abweisend oder gleichgültig ist, entstehen Glaubenssätze wie „Ich bin nicht genug“, „Anderen kann man nicht vertrauen“ oder „Ich werde immer allein sein“.
Diese Glaubenssätze wiederholen sich später in neuen Beziehungen und Situationen und führen dazu, dass wir uns selbst dann bedroht oder unzulänglich fühlen, wenn die äuberen Umstände eigentlich gut sind.
Anwendungen der Schematherapie
- Das Erkennen von Mustern
hilft dir zuerst dabei zu verstehen, welche Schemata bei dir aktiv sind und welches Verhalten oder welche Gefühle sie auslösen.
- Zum Beispiel: „Ich bin immer auf der Suche nach der Bestätigung anderer“ → könnte ein Schema der „Bestätigungs- bzw. Anerkennungssuche“ sein.
- Verstehen der Ursprünge Anstatt dich selbst zu verurteilen, lernst du, dass diese Glaubenssätze aus Kindheitserfahrungen und deinem früheren Umfeld stammen.
- Bewusstes Verhalten ändern
Wenn du die Muster erkannt hast, kannst du dein Verhalten und deine Reaktionen bewusst steuern, anstatt nach dem alten Schema zu handeln.
- Zum Beispiel: Jemand, der das Schema „Angst vor dem Alleingelassenwerden“ hat, lernt durch therapeutische Übungen, statt an anderen zu kleben oder sie zu kontrollieren, Vertrauen zu entwickeln und unabhängig zu sein.
- Verbesserung von Beziehungen und Gefühlen Durch die Veränderung der Schemata entstehen gesündere Beziehungen und ein stärkeres Gefühl von Zufriedenheit weil du nicht mehr von den zerstörerischen Glaubenssätzen der Kindheit gesteuert wirst.
Kurz gesagt: Die Schematherapie hilft dir zu verstehen, warum bestimmte Verhaltensweisen oder Gefühle sich wiederholen, ihre Wurzeln zu erkennen und sie dann bewusst zu verändern.
Das Leben wiederholt sich oft nicht weil wir etwas falsch machen, sondern weil Schemata wie alte mentale Landkarten unsere Gefühle und unser Verhalten steuern. Diese Muster zu erkennen gibt uns die Chance, wiederkehrende Kreisläufe zu durchbrechen, neue Entscheidungen zu treffen und ein besseres Gefühl für uns selbst und unsere Beziehungen zu entwickeln.
Einfach gesagt: Wenn wir verstehen, warum unsere Reaktionen immer gleich sind, können wir einen neuen Weg zum Leben finden.